Das Land der Märchen (Eventyrets Land)
Auf den Spuren von Thomas Lange
Das Land der Märchen umfasst Blåvandshuk im Norden, erstreckt sich über Horns Bjerge bis zur Ho Bugt und dehnt sich im Süden aus bis nach Skallingen, der sich ständig verändernden Halbinsel, die von den Launen des Meeres abhängig ist. Im Land der Märchen wandert man durch eine Wüste mit Hügeln und Tälern aus Sand. Schiffe erleiden Schiffbruch, wenn sie am Horns Rev auf Grund laufen. Sturmfluten bedecken das Land mit Wasser, und die Deiche halten kaum stand. Es ist ein Land der Vergangenheit, aber auch heute noch ist die gewaltige, mächtige Natur zu spüren, so wie im 19. Jahrhundert, als sich das Land der Märchen aus dem Meer und dem Sand erhob und sich auf den Wiesen ausbreitete, wie Thomas Lange schreibt.
Privat arkivfoto: Bettina Christiansen - postkort anno 1969.
Kindheitserinnerungen, die zur Schriftstellerei wurden
Thomas Lange wurde 1829 in Kopenhagen geboren, aber schon als ganz kleines Kind zog er mit seiner Mutter zu seinem Onkel nach Ho in den Præstegård (Pfarrhaus). Hier lebte er glücklich und verspielt im Einklang mit der wilden Natur der Umgebung, aber als er zehn Jahre alt war, endete das Märchen. Sein Onkel heiratete und wurde Pfarrer für Ringkøbing und Rindum, und Mutter und Sohn folgten. Thomas Lange hat den Schmerz der Trennung als das Gefühl beschrieben, das eine Pflanze hat, wenn sie aus dem Boden gerissen wird, in dem sie gewachsen ist. Die Erfahrungen der ersten zehn Jahre wurden jedoch zu der Quelle, aus der er für den Rest seines Lebens beim Schreiben schöpfte. „Das Land der Märchen" gilt als sein Meisterwerk, das erstmals 1865 veröffentlicht wurde. Ein Drama über die Liebe und den Kampf mit der Natur in den wilden, westlichsten und ödesten Teilen Jütlands.
Foto:Det Kgl. Bibliotek - Hans Peter Hansen
Foto:VisitVesterhavet
"Es ist die Stille, die zwischen diesen hohen Bergen aus Dünen herrscht. Wo ein Mensch aus der lauten Welt vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben erfährt, was Stille wirklich ist. Es ist die Musik, die ertönt, wenn die See bei windstillem Wetter ihre Harfen gestimmt hat. Wo sich die tiefen Töne der Brandung am Meeresufer mit entfernteren Klängen, wie klingendes Metall und Glockenklang vereinen - rhythmisch, ununterbrochen, harmonisch. Es ist, wenn die Sonne nach einem klaren Tag untergeht und von den dunklen Nebeln des Meeres verdeckt wird, aber die Strahlen wie ein riesiger Fächer aus der Dunkelheit herausschießen und zu einem leuchtenden Baum am Himmel werden". Das ist ein freies Zitat von Thomas Lange aus seinem Buch "Das Land der Märchen".
Foto:Stefan Pasch
Die Stadt Varde als Tor für die Märchen von heute
Wenn man oben auf dem 39 Meter hohen Leuchtturm von Blåvand steht, hat man einen fantastischen Blick auf das Meer, auf die endlose Dünenlandschaft und auf die Vergangenheit von damals, als die Westküste im Zweiten Weltkrieg mit einer Front von Bunkern konfrontiert wurde. Daraus ist u.a. das Tirpitz-Museum entstanden, das der Architekt Bjarke Ingels sowohl über als auch unter dem Sand geschaffen hat. Diese Gegend ist auch ein Märchen mit röhrendem Rotwild und Tausenden von Vögeln, die am Filsø brüten oder vorbeiziehen. Das alles kann man auf Wanderwegen erleben, denen man am besten folgen sollte, um sich nicht zu verlaufen. Die Landschaften sind immer noch so groß. Mit der Stadt Varde als Tor zum Land der Märchen können die heutigen Besucher nebenbei auch die vielen fantastischen Ferienhäuser genießen, in denen man all die Eindrücke auf sich wirken lassen kann - vielleicht während sich die Sonne mit einem Flammenschriftzug am Himmel verabschiedet. Last but not least: Der mittlerweile 300 Jahre alte Ho Præstegård kann besichtigt werden, wo das Thomas-Lange-Denkmal in einem Gedenkgarten steht - bepflanzt mit Bäumen, wie damals im Märchen.